Scheufelen ist erneut Insolvent
Was nun? Die Zukunft ist ungewiss


 
14.03.2019
 ► Die Papierfabrik Scheufelen in Lenningen hat erneut einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das inzwischen fast ausschließlich auf die Produktion von Graspapier für Verpackungen und Akzidenzen spezialisierte Unternehmen Scheufelen nennt als Grund für die Insolvenz, dass der Absatz von Graspapier langsamer zugenommen habe, als erwartet. Deshalb sei die Papierfabrik nicht aus der Verlustphase herausgekommen, obwohl Investoren mehrmals Gelder nachgeschossen hätten.
Die 1855 in Lenningen gegründete Papierfabrik Scheufelen hat bereits seit 2003 mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, was im Juli 2008 kurz nach der drupa in der Insolvenz mündete. Es konnte durch einen Massekredit jedoch weiter produziert werden. Im Oktober 2008 übernahm der finnischen Papierhersteller Powerflute die Papierfabrik, verkaufte sie im Mai 2011 für 38,5 Mio. EUR jedoch an den niederländisch-kanadischen Konzern Paper Excellence, eine Tochter der indonesischen Sinar Mas Group. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Papierfabrik Scheufelen noch 590 Mitarbeiter (1955 waren es einmal 2.000).2014 kündigte Scheufelen an, seine Jahreskapazität von 300.000 Tonnen auf 140.000 Tonnen zu reduzieren und legte eine Papiermaschine still, um sich auf Premiumpapiere und hochwertigen Verpackungskarton zu konzentrieren. Die Produktion der Bilderdruckpapiere (mit denen 90% des Umsatzes erzielt wurden) sollte nach starken Verlusten in diesem Bereich zurückgefahren werden. Im Zuge dessen wurden die Mitarbeiterzahl auf 350 reduziert. Hatte Scheufelen im Geschäftsjahr 2011 noch einen Umsatz von 234 Millionen Euro, lag er 2015 bei nur noch 91 Millionen Euro. 2016 verkaufte Paper Excellence die Papierfabrik Scheufelen an ein Konsortium unter Führung der Schaeff-Gruppe (Schwäbisch Hall) und an dem unter anderem der Münchener Finanzinvestor Radial Capital Partners sowie Dr. Ulrich Scheufelen, der Urenkel des Firmengründers und heutiger Ehrenvorsitzender des Unternehmens, beteiligt sind.
Am 30. Januar 2018 musste das Unternehmen erneut Insolvenz anmelden. Trotz der seit 2016 verbesserten wirtschaftlichen Situation waren wohl massive Preissteigerungen für Zellstoff und Chemikalien der Grund für diesen Schritt. Die neu gegründete Scheufelen GmbH übernahm im Juli 2018 die Räumlichkeiten und Marken der ehemaligen Papierfabrik Scheufelen GmbH sowie knapp 100 der 340 Mitarbeiter und konzentrierte sich auf die Produktion von Graspapier. Am 20. Februar 2019 mel­dete die Scheufelen GmbH Insolvenz an. Zukunft ungewiss.


 

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